Nachrichten
Mit Diskretisierung zu neuen Algorithmen
»Starting Grant« des ERC für Jenaer Mathematiker
Pionierarbeit in der Wissenschaft leisten und Antworten auf Zukunftsfragen finden – bei dieser Aufgabe unterstützt der European Research Council (ERC) jährlich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem ERC Starting Grant. Dieser stellt bis zu 1,5 Millionen Euro für die Arbeit einer eigenen Forschungsgruppe zur Verfügung. Fünf Jahre lang können die Ausgezeichneten so einer innovativen Projektidee folgen. Eine solche Förderung hat 2020 Prof. Dr. Dietmar Gallistl (Foto oben) von der Universität Jena erhalten. Der Mathematiker möchte im Rahmen seines Projektes »Discretization and adaptive approximation of fully nonlinear equations« (DAFNE) neue numerische Verfahren für eine Klasse von Differentialgleichungen untersuchen, um so ihr Potenzial für mögliche Anwendungen zu erweitern.
Dietmar Gallistl ergründet in den kommenden Jahren, wie sich die sogenannte Finite-Elemente-Methode auf die Klasse der voll nichtlinearen Gleichungen anwenden lässt. Die finite-Elemente-Methode ist ein Verfahren der Diskretisierung, einem mathematischen Prozess, bei dem man sich der Lösung einer Gleichung schrittweise nähert. Dafür wird beispielsweise ein zu berechnender Körper in viele kleine Elemente aufgeteilt. „Die Methode kommt häufig in den Ingenieurwissenschaften zum Einsatz, etwa zur Berechnung der Verformung elastischer Festkörper“, erläutert Gallistl. [sh]
Die »Darm-Hirn-Achse« erforschen
Verdauungs- und Denkorgan des Menschen sind eng verbunden: So spielt das Mikrobiom bei psychischen und neurodegenerativen Erkrankungen sowie für die Lernfähigkeit des Gehirns eine wichtige Rolle. Das neue Forschungsnetzwerk SmartAge unter Leitung von Prof. Dr. Otto W. Witte vom Universitätsklinikum Jena will diesen Zusammenhang genauer untersuchen. Das interdisziplinäre Team vereint Expertinnen und Experten aus zehn europäischen Ländern, die gemeinsam 15 Nachwuchsforschende betreuen. Das Netzwerk wird mit knapp vier Millionen Euro aus dem EU-Förderprogramm Horizont 2020 unterstützt. [vdG]
Graduiertenkolleg zum Altern geht weiter
Das Graduiertenkolleg »ProMoAge« wird um weitere vier Jahre verlängert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert das Kolleg mit weiteren rund 5,5 Millionen Euro. Beteiligt sind die Universität Halle-Wittenberg, die Universität Jena, die Universitätskliniken Halle und Jena und das Leibniz-Institut für Alternsforschung Jena (Fritz-Lipmann-Institut).
Es werden 14 naturwissenschaftliche Projekte und sechs medizinische Promotionen gefördert. Hauptziel von »ProMoAge« ist die Erforschung von sogenannten posttranslationalen Proteinmodifikationen zellulärer Proteine als ein Schlüsselmechanismus des Alterns und deren Einfluss auf alternsrelevante Signalproteine und epigenetische und transkriptionelle Regulationsprozesse. Kenntnisse darüber können dazu beitragen, den Gesundheitszustand älterer Menschen zu verbessern. [vdG]
Expertenkommission legt Jahresgutachten vor
Die seit gut einem Jahr andauernde Corona-Krise hat die Wissenschaft und die Innovationskraft Deutschlands erheblich beeinträchtigt. Zu diesem Schluss kommt die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), die am 24. Februar 2021 ihr Jahresgutachten an Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht hat. Das Gremium unter seinem Vorsitzenden, dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Uwe Cantner von der Universität Jena, traf mit der Kanzlerin in einem Videochat zusammen.
In ihrem Gutachten stellt die Kommission fest: Unternehmen jeder Größe sind von deutlichen Umsatzeinbußen betroffen und können weniger in Vorhaben im Bereich Forschung und Innovation investieren. Auch das Wissenschaftssystem leide unter Einschränkungen, deren Auswirkungen sich in den Forschungsleistungen niederschlagen. [sh]
Wem gehört der Wind?
Neuer Sonderforschungsbereich/Transregio der Universitäten Jena und Erfurt untersucht den Strukturwandel des Eigentums.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ein neues Thüringer Großprojekt: Der Sonderforschungsbereich (SFB)/Transregio »Strukturwandel des Eigentums« wird in den kommenden vier Jahren mit rund zehn Millionen Euro unterstützt. Der SFB vereint Forschende der Sozial-, Rechts-, Wirtschafts- und Geschichtswissenschaften.
Worum geht es?
Während das Vermögen einiger Menschen immer schneller wächst, muss die große Mehrheit der Weltbevölkerung mit weniger auskommen. Aktuell verfügen 26 Milliardäre über so viel Eigentum wie die ärmere Hälfte der gesamten Menschheit zusammen. »Die Konzentration von Vermögen und die daraus erwachsende Eigentumsordnung erweist sich angesichts der immensen ökonomischen, ökologischen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit jedoch als krisenanfällig und ist hochgradig umstritten«, so die Einschätzung von Prof. Dr. Hartmut Rosa. Der Soziologe, der in Jena und Erfurt forscht und lehrt, ist Sprecher des neuen SFB.
Neben dieser Umverteilung von Vermögen stellen sich heute zudem ganz neue Eigentumsfragen, führt Rosa weiter aus: Wem gehören eigentlich das Sonnenlicht oder der Wind, aus denen Energie gewonnen und diese verkauft wird? Diese Fragen einer systematischen Analyse zu unterziehen und den Wandel von Eigentumsstrukturen zu erforschen, das ist der Ansatz des neuen Forschungsverbunds. Mehr als 30 Expertinnen und Experten und ihre Teams von beiden Universitäten sowie assoziierte Partner gehen dem Strukturwandel von Eigentum nach. [US]
Wie spät ist es auf der biologischen Uhr?
Interdisziplinäres Forschungsteam der Friedrich-Schiller-Universität, des Leibniz-Instituts für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut – und des Universitätsklinikums Jena wird von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert.
»Man ist so alt wie man sich fühlt.« Wie diese häufig gebrauchte Redensart deutlich macht, bestimmt nicht allein die Spanne der verstrichenen Lebenszeit das Alter eines Menschen.
Wie sich das biologische Alter definiert und bestimmen lässt, das herauszufinden ist das Ziel des neuen Forschungsprojekts IMPULS der Universität Jena. Das Projektteam wird in den kommenden fünf Jahren von der Carl-Zeiss-Stiftung im Rahmen des Förderprogramms »Durchbrüche« mit rund 4,5 Mio. Euro unterstützt.
IMPULS steht für »Identifizierung und Manipulation der physiologischen und psychologischen Uhren der Lebensspanne«. In ihrem Projekt wollen die Forschenden also nicht nur herausfinden, wie »spät« es auf der biologischen Uhr eines Menschen ist. »Wir wollen auch wissen, ob und wie sich durch Manipulation der biologischen Uhr das Altern insgesamt verzögern lässt«, erläutert Prof. Dr. Christoph Englert, Sprecher des Verbundprojekts. Der Professor für Molekulare Genetik der Universität Jena und Forschungsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Alternsforschung sagt, dass Alternsprozesse durch individuelle Faktoren moduliert werden, wie Ernährung, Lebensstil und persönliche Altersbilder. »Wir wollen durch die Verknüpfung von Physiologie und Psychologie einen neuen Blickwinkel auf das Altern entwickeln.« [US]