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ERC Advanced Grant
Prof. Dr. Christian Hertweck wird mit zweieinhalb Millionen Euro unterstützt.
Porträtaufnahme von Prof. Dr. Christian Hertweck
Foto: Anna SchrollLange bevor die Fotosynthese freien Sauerstoff in die Welt brachte, war die Erde bereits von zahlreichen Lebewesen bevölkert. Sauerstoff war für sie lebensbedrohlich und so haben sie völlig andere Stoffwechselwege entwickelt, als sie bei Pflanzen, Tieren und Menschen vorkommen.
Anaerobe Bakterien haben die Zeiten in speziellen, Sauerstoff-freien Nischen überdauert, manche davon ganz nah bei den Menschen: etwa als Bestandteil des Darmmikrobioms. Bestimmte Anaerobier können aber auch Krankheiten wie Tetanus oder Botulismus auslösen.
Das Projekt »AnoxyGen«Externer Link, für das Prof. Dr. Christian Hertweck (Foto) vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem »Advanced Grant« ausgezeichnet wurde, hat zum Ziel, neuartige Wirkstoffe von Anaerobiern zu entschlüsseln und ihre Rolle in der Natur aufzuklären. Hertweck arbeitet am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-InstitutExterner Link (Leibniz-HKI) und ist Professor für Naturstoffchemie an der Universität Jena.
Im Projekt wird ein leistungsfähiges Expressionssystem genutzt, um Wirkstoffe zu identifizieren und zu modifizieren. So kann das Team damit auch die Toxine und Virulenzfaktoren von krankheitserregenden Anaerobiern produzieren und erforschen, ohne dafür große Mengen der Krankheitserreger selbst kultivieren zu müssen. [Gawlik]
ERC Consolidator Grant
Prof. Dr. Ilona Croy wird mit zwei Millionen Euro für ihr Projekt zur zwischenmenschlichen Berührungsforschung gefördert.
Porträtaufnahme von Prof. Dr. Ilona Croy
Foto: Anne Günther (Universität Jena)Menschen brauchen Berührung. Doch die Häufigkeit zwischenmenschlicher Kontakte nimmt stetig ab. Der unpersönlichere Umgang führt zu einer Reduktion von Vertrauen und einer Erhöhung von Stress in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Die psychosozialen Folgen und Prozesse dieser Entwicklung stehen im Mittelpunkt mehrerer großangelegter Studien von Prof. Dr. Ilona Croy (Foto). Die Professorin für Klinische Psychologie hat dafür einen »Consolidator Grant« des Europäischen Forschungsrates (ERC) eingeworben.
Ein Ziel ihres Projekts mit dem Titel »TOUCHNET« ist es, eine Datenbank über das zwischenmenschliche Berührungsverhalten im Alltag aufzubauen. Dafür wird sie eine »Ecological Momentary Assessment« genannte Erhebung von mehr als 100 000 alltäglichen Berührungsereignissen durchführen und diese mit sozialen und gesundheitlichen Faktoren in Verbindung bringen. Darauf aufbauend wird die neue Datenbank genutzt, um die Mechanismen zu untersuchen, durch die Berührung ihre Wirkung entfaltet.
Außerdem wollen die Forschenden mittels sogenanntem »Hyperscanning« analysieren, wie sich Personen in ihren neuronalen Prozessen durch Berührung synchronisieren. [US]
ERC Synergy Grant
Prof. Dr. Carsten Ronning und sein interdisziplinäres Forschungsteam erhalten 14 Millionen Euro für das Projekt »ATHENS«.
Porträtaufnahme von Prof. Dr. Carsten Ronning
Foto: Jens Meyer (Universität Jena)Das mit einem »ERC Synergy Grant« geförderte Projekt der Universitäten Jena und Karlsruhe sowie der Hochschule Lausanne hat zum Ziel, Methoden der Elektronik und Photonik zu verbinden.
Mit neuen Ideen und Materialien wollen die Forschenden die Übertragungsgeschwindigkeit und -rate in der Informations- und Kommunikationsübertragung wesentlich beschleunigen. Dafür nutzen sie sogenannte elektrooptische Übersetzer und Verstärker, die elektrische in optische Signale umwandeln, die mit wesentlich höherer Geschwindigkeit übertragen werden können.
Dass solche elektrooptischen Übersetzer und Verstärker auf einem winzigen Chip funktionieren, haben die Forschenden bereits gezeigt. Nun soll diese Technologie ausgeweitet und optimiert werden. Das Jenaer Team um Prof. Dr. Carsten Ronning (Foto) vom Institut für Festkörperphysik wird zum einen Ionen von Leuchtzentren in passive optische Bauelemente implantieren und zum anderen neue nicht-linear optische Materialien in photonisch-integrierte Schaltkreise einbauen. [abu]
Graduiertenkolleg zur Polymerinformatik
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt Wissenschaftsnachwuchs an den Universitäten Jena und Bayreuth mit über fünf Millionen Euro.
Prof. Dr. Ulrich S. Schubert und Dr. Natalie Göppert vor einem Syntheseroboter zur automatischen Durchführung von Copolymerisationen.
Foto: Anna Schroll/Universität JenaAus Kunststoffen, auch Polymere genannt, lässt sich fast alles herstellen – vor allem wenn es gelingt, verschiedene Polymere passend miteinander zu verbinden. Solche »Copolymere« ermöglichen es, Materialeigenschaften gezielt zu steuern. Einsatzgebiete von Copolymeren reichen von der Medizin über Verpackungen bis in das Transportwesen.
Damit die Chemikerinnen und Chemiker, aber auch Informatikerinnen und Informatiker von morgen solche Copolymere noch gezielter und effektiver herstellen und testen können, benötigen sie neben chemischen auch IT- und Robotikkenntnisse. Diese werden dem Wissenschaftsnachwuchs im neuen Graduiertenkolleg »Coin – Copolymerinformatik: Wie digitale Technologien die Copolymerchemie prägen – vom Design bis zur Anwendung« in den kommenden fünf Jahren vermittelt. Das Graduiertenkolleg vereint die Expertisen der beiden leistungsstarken deutschen Polymerchemiestandorte aus den Bereichen Synthese, Analytik, Polymerchemie, theoretischer Chemie, Ingenieurwissenschaften, Informatik und Robotik.
»Den beteiligten Promovierenden wird durch die Polymerinformatik ein hohes Maß an interdisziplinärer Ausbildung ermöglicht, um zwischen den Fachrichtungen kommunizieren zu können und neue Wege in der Forschung zu finden«, unterstreicht Prof. Dr. Ulrich S. Schubert (Foto, l.) von der Universität Jena, der Sprecher des neuen Kollegs ist. [abu]
Hilfe für die junge Psyche
Thüringens erste Psychotherapeutische Hochschulambulanz für Kinder, Jugendliche und Familien an der Universität Jena eingerichtet.
Prof. Dr. Julia Asbrand sitzt in einem roten Sessel und blickt lächelnd in die Kamera.
Foto: Jens Meyer (Universität Jena)In Thüringen ist ein wichtiger Schritt getan worden, um die Versorgung psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher zu verbessern: An der Universität Jena ist die erste Psychotherapeutische Hochschulambulanz für Kinder, Jugendliche und Familien im Freistaat eröffnet worden.
Neben der Versorgung von Patientinnen und Patienten verfolgt die Hochschulambulanz das Ziel, Psychotherapeutinnen und -therapeuten auszubilden. Und um die inhaltliche Qualität der psychotherapeutischen Behandlungen zu erhöhen, wird in Zusammenarbeit mit der Hochschulambulanz intensiv geforscht. Dadurch sollen innovative Präventions- und Therapiekonzepte entstehen.
Im Fokus der Forschung werden Themen wie Angst und Depression sowie das Aufwachsen in globalen Krisenzeiten stehen. »Wir möchten verstehen, welche Auswirkungen globale Krisen auf die psychische Gesundheit junger Menschen haben und welche präventiven Strategien im Umgang mit Krisen sich daraus ableiten lassen«, sagt die Leiterin und Initiatorin der neuen Ambulanz, Prof. Dr. Julia Asbrand (Foto). [abu]