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Die Energiewende kann nur dann gelingen, wenn der Strom, der auf ökologischem Weg produziert wird, zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung steht. Dafür müssen passende Speicher entwickelt werden, die in unterschiedlicher Größe die gewonnene Energie aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben. An dieser "Batterie der Zukunft" arbeitet das Team um Prof. Dr. Ulrich S. Schubert. Sein neues Forschungsvorhaben »FutureBAT« wird nun vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem Advanced Grant gefördert. In den kommenden fünf Jahren erhält der Chemiker und Materialwissenschaftler rund 2,5 Millionen Euro, mit denen acht Stellen für Forschende sowie zwei Stellen für Technikpersonal neu geschaffen werden können.
Motivation für die zukunftsrelevante
Forschung
»Die Förderung durch einen ERC Advanced Grant beweist einmal mehr, dass wir mit unserer Forschung auf dem richtigen Weg sind, ressourcenschonende und nachhaltige Energiespeicher für die Welt von morgen zu schaffen«, sagt Schubert.
Prof. Schubert setzt bei seinen Forschungen auf die sogenannten Redox-Flow-Batterien. »Sie sind der einzige Batterietyp, bei dem Leistung und Kapazität intrinsisch unabhängig voneinander variiert werden können, wodurch sich dieser Batterietyp perfekt für skalierbare stationäre Anwendungen eignet«, erläutert er. Die Jenaer Innovation besteht darin, dass die neuen Batterien auf Basis wässriger Elektrolyte mit organischen Makromolekülen (Kunststoffen) arbeiten. Diese Batterie-Systeme ermöglichen den Einsatz kostengünstiger Dialysemembranen zusammen mit pH-neutralen Kochsalzlösungen als Elektrolyten. Die Systeme funktionieren, das haben die Untersuchungen im Labor bewiesen. Allerdings weisen sie bisher noch deutliche Einschränkungen hinsichtlich Kapazität, Lebensdauer und Temperaturstabilität auf.
Solche Einschränkungen sollen im neuen Projekt »FutureBAT« reduziert werden. Konkret will das Team Energiedichte, Temperaturfenster, Effizienz und Lebensdauer der Batterie verbessern und sie zugleich nachhaltiger und günstiger machen. [AB]
Im Herbst 2022 ging es als einer von zwei Gewinnern des Wettbewerbs »Wissenschafft Perspektiven für die Region!« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung des Freistaats Sachsen sowie des Landes Sachsen-Anhalt hervor – Anfang 2023 nahm das neue »Center for the Transformation of Chemistry« (CTC) in Delitzsch seine Arbeit auf. Prof. Dr. Ulrich S. Schubert (Foto) ist Teil des CTC-Kernteams. »Wir sehen es als Aufgabe und Herausforderung für die Zukunft, Chemie neu zu denken und nachhaltiger zu machen«, unterstreicht er. In einer Zeit, die von Energiekrise und Klimawandel geprägt sei, seien Veränderungen nötig, sowohl bei den Rohstoffen als auch bei den Produktionsprozessen. Statt Gas und Öl zu verwenden, solle man auf Abfallprodukte aus der Natur als Basischemikalien setzen. Kohlenstoffdioxid sollte nicht mehr emittiert, sondern als Rohstoff genutzt werden. [sh]
Die Welt befindet sich in einer ökonomisch-ökologischen Zangenkrise: Wirtschaftswachstum, wie wir es aus der Vergangenheit kennen, ist nicht mehr möglich, ohne die katastrophalen ökologischen Folgen weiter zu verschärfen. Umgekehrt erfordern Klimaschutz und der Erhalt natürlicher Ressourcen die Abkehr von bisherigen Wirtschafts- und Verkehrskonzepten. Wie die Gesellschaft der Zukunft unter diesen Bedingungen im Einklang mit dem Menschen aussehen kann und wie der Weg dorthin am besten zu schaffen ist, das erforscht Prof. Dr. Hartmut Rosa. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellt dem Soziologen der Universität Jena dafür in den kommenden sieben Jahren 2,5 Millionen Euro zur Verfügung: Rosa gehört zu den zehn Forschenden, die den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2023 erhalten.
"Der Preis ist eine ebenso große Freude wie Ehre für mich", sagt Hartmut Rosa. "Ich sehe ihn als Auszeichnung der guten Arbeit an, die alle Mitarbeitenden und Kolleginnen am Arbeitsbereich Theorie und am gesamten Institut für Soziologie der Universität Jena, aber auch am Max-Weber-Kolleg in Erfurt in den letzten Jahren geleistet haben. Und ich will alle Kraft daransetzen, mit Hilfe der Fördergelder Wege für eine bessere menschliche Zukunft zu finden".
Von sozialer Beschleunigung, Resonanz
und Eigentum
Hartmut Rosa ist seit 2005 Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und seit 2013 zugleich Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt. Darüber hinaus ist er Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereiches TRR 294 "Strukturwandel des Eigentums", der die sozialwissenschaftliche Forschung an beiden Einrichtungen zusammenführt
und auf andere Fachbereiche erweitert.
"Dabei geht es nicht nur um die Verteilung von Einkommen und Vermögen, sondern um eine Vielzahl an Themen, etwa das Eigentum an Daten, an Gensequenzen, an globalen Ressourcen bis hin zum Wind und zu den Rohstoffen auf dem Mond, um die Frage, wem die Stadt gehört, oder ob Körperorgane eigentumsfähig sein können", nennt Hartmut Rosa einige der aktuellen Forschungsthemen.
Die Forschungen und Publikationen des 57-jährigen Wissenschaftlers insbesondere zur sozialen Beschleunigung bzw. dynamischen Stabilisierung moderner Gesellschaften und zu einer Soziologie der Weltbeziehung bzw. zum Konzept der Resonanz sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Seine Stimme hat internationale Beachtung sowohl in der wissenschaftlichen Fachdiskussion als auch in einem weit darüber hinausgehenden interdisziplinären und öffentlichen Kontext gewonnen. Seine Theorien und Thesen sind inzwischen selbst Gegenstand wissenschaftlicher Diskurse.
Synthese komplexer Naturstoffe
entschlüsseln
Die zweite Jenaer Preisträgerin 2023 ist die Chemikerin und Biologin Prof. Dr. Sarah Ellen O'Connor, die Direktorin des Max-Planck-Instituts für Chemische Ökologie in Jena und zugleich Honorarprofessorin für Biosynthesechemie an der Universität Jena ist.
O'Connor erforscht Biosynthesewege in Pflanzen und nutzt Genfunktionen und enzymatische Wirkmechanismen sowie molekulargenetische und genomische Methoden, um die Synthese komplexer Naturstoffe zu entschlüsseln, wie etwa krebshemmende oder neuroaktive Stoffe. Ihrer Arbeitsgruppe ist es kürzlich gelungen, den Biosyntheseweg von Strychnin vollständig aufzuklären, was andere Teams über viele Jahre versucht hatten. [AB]
Prof. Walter Rosenthal ist zum »Hochschulmanager des Jahres 2022« gekürt worden. Die Jury sieht die Friedrich-Schiller-Universität sehr gut positioniert und begründet die Auszeichnung ihres Präsidenten damit, dass er maßgeblichen Anteil daran habe: »Walter Rosenthal hat die Universität Jena auf die Landkarte gesetzt«, war sich die Jury einig.
Nachhaltigkeit zur Chefsache gemacht
Besonders betont wurden Rosenthals Leistungen bei der strategischen Stärkung der universitären Profillinien Light, Life, Liberty in der Forschung, der Einführung der Beiräte für die Fakultäten sowie der strategischen Neuausrichtung.
»Rosenthal steht für die angemessene Einbindung aller Hochschulmitglieder in diesen Veränderungsprozess. Er hat dazu auch große Entscheidungsfreude und Durchsetzungsfähigkeit bewiesen«, heißt es von der Jury. Außerdem habe der Präsident die bauliche Entwicklung der Universität vorangetrieben und Nachhaltigkeit zur Chefsache gemacht. Ein von ihm eingesetztes »Green Office« diene als zentrale Koordinierungsstelle der Nachhaltigkeitsstrategie der Universität. Dabei sei er vor allem Ideengeber und leiste Vernetzungsarbeit, um Projekte voranzutreiben und ihren langfristigen Erfolg sicherzustellen. [KB]
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz hat sich für das Erweiterungsvorhaben »Anthropocene Biodiversity Loss« der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ausgesprochen. Gemeinsam mit der Universität Jena wird im Rahmen dieses Vorhabens ein neues Senckenberg-Institut in Jena etabliert. Wesentlich dafür ist die langfristige Sicherung und Nutzung des Herbarium Haussknecht – mit etwa 3,5 Millionen Pflanzenbelegen eines der bedeutendsten europäischen Herbarien überhaupt. Zwei Professuren werden neu eingerichtet, was den Standort Jena und das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig weiter stärkt. [Jördens]
Der Fund bisher nicht ausgewerteter Vorlesungsmitschriften in der Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising eröffnet neue Zugänge zum Denken des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831). Der Jenaer Hegel-Biograph und -forscher Prof. Dr. Klaus Vieweg fand in der Bibliothek fünf Archivkartons mit eng beschriebenen Kladden und Papieren, die seit fast 200 Jahren von der Forschung nicht näher betrachtet wurden. Die rund 4 000 Seiten umfassenden Mitschriften stammen aus der Feder von Friedrich Wilhelm Carové (1789-1852), einem der ersten Hegel-Schüler an der Universität Heidelberg. Der katholische Schriftsteller, Publizist und Politiker war einer der führenden Intellektuellen seiner Zeit.
Die Handschriften umfassen fast alle Teile von Hegels enzyklopädischer Architektonik, darunter eine schon lange gesuchte Mitschrift einer Ästhetik-Vorlesung in Heidelberg, über die es bisher noch keine anderen Unterlagen gibt. Sie werden nun im Rahmen eines mehrjährigen wissenschaftlichen Projekts für eine Edition vorbereitet. [Hinterberger]