Dr. Ute Schönfelder, Redakteurin in der Abteilung Hochschulkommunikation der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Lernen und Lernen lassen

Editorial zur Ausgabe 13 zum Schwerpunkt »Von Maschinen und Menschen« ​​
Dr. Ute Schönfelder, Redakteurin in der Abteilung Hochschulkommunikation der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Im zurückliegenden Jahr hat das Thema »Künstliche Intelligenz« für große Aufmerksamkeit gesorgt: Generative KI-Tools – allen voran ChatGPT – sind online frei verfügbar, beinahe täglich kommen neue Werkzeuge hinzu. Auf der anderen Seite wächst die Sorge vor den immer leistungsfähiger werdenden Technologien. Prominente Stimmen, darunter namhafte KI-Experten, warnten 2023 eindringlich vor den Risiken und forderten ein Moratorium – eine Art »Trainingspause« – für KI-Systeme.

Dahinter steckt die Befürchtung nicht weniger Menschen, die selbstlernenden, »intelligenten« Algorithmen könnten uns nicht nur nützlich sein. Vielmehr könne die unbestreitbare Überlegenheit von KI-Modellen in vielen Bereichen dazu führen, dass diese für uns irgendwann unkontrollierbar werden. Manches Schreckensszenario sieht gar das Ende der Menschheit durch die KI voraus.

In der vorliegenden Ausgabe der LICHTGEDANKEN wollen wir aufzeigen, was KI heute tatsächlich kann und was (noch) nicht. In unserem Schwerpunkt »Von Maschinen und Menschen« geben die KI-Experten Joachim Denzler und Clemens Beckstein einen Überblick über die unterschiedlichen Formen von KI und erklären deren Funktionsweise. Dabei diskutieren sie auch die Grenzen von KI und zeigen, dass künstliche und menschliche Intelligenz keineswegs Gegenpole sind, die miteinander im Wettstreit stehen. Die Möglichkeiten von KI fordern uns heraus, aber sie machen uns auch klar, wo unsere eigenen Stärken liegen. Und so kann durch das Miteinander von lernenden Systemen und ihrer vernünftigen Anwendung vielleicht sogar eine ganz neue Qualität von »Intelligenz« entstehen.

Schon jetzt kommen KI-Tools und -Technologien an der Universität Jena vielfältig zum Einsatz. Im LICHTGEDANKEN-Schwerpunkt stellen wir eine Auswahl dieser Projekte vor: von Klimaforschung über Geschichtswissenschaft bis zu Chemie und Chirurgie. In weiteren Interviews und Beiträgen bringen eine Kommunikationswissenschaftlerinein Philosoph und ein Forschungsteam aus der Rechtswissenschaft ihre ganz eigenen Perspektiven zum Thema ein.

Außerdem stellen die aktuellen LICHTGEDANKEN zwei Wissenschaftlerinnen der Universität in den Fokus, die weit über Jenas Grenzen hinaus wirken: die Pädagogin Mathilde Vaerting, die vor 100 Jahren als erste ordentliche Professorin Deutschlands an die Universität Jena berufen wurde und eine Vorreiterin der Geschlechterforschung war und die Rechtswissenschaftlerin Anika Klafki, die während der Corona-Pandemie zur gefragten Expertin für die Medien wurde und jetzt als jüngste Richterin am Thüringer Verfassungsgerichtshof arbeitet.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und freue mich wie immer über Feedback, Anregungen oder Kritik. Sie erreichen das Redaktionsteam und mich unter: presse@uni-jena.de.