Büsten von Caroline Schelling (v.l.), August Wilhelm und Friedrich Schlegel vor dem Romantikerhaus.

Der Jenaer Frühromantik-Kreis

Büsten von Caroline Schelling (v.l.), August Wilhelm und Friedrich Schlegel vor dem Romantikerhaus.
Foto: Anne Günther (Universität Jena)
August Wilhelm Schlegel
August Wilhelm Schlegel
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

August Wilhelm Schlegel (1767–1845)

Aufgewachsen in Hannover, studierte Schlegel ab 1786 in Göttingen zunächst Theologie, später auch klassische Philologie. Nach Abschluss des Studiums 1791 ging er als Hauslehrer nach Amsterdam und betrieb literarische Studien. Sein Aufsatz »Dantes Hölle« fand Schillers Beifall, der ihm vorschlug, nach Jena zu kommen, was Schlegel 1796, kurz nach seiner Heirat mit Caroline Böhmer, auch tat. Hier arbeitete er an der Übersetzung von Shakespeares Werken – zwischen 1797 und 1810 erschienen insgesamt 17 von ihm übersetzte Dramen. Von 1798 bis 1800 gab er mit seinem Bruder Friedrich die Zeitschrift »Athenaeum« – das Sprachrohr der Frühromantik – heraus. 1798 nahm er den Ruf auf eine außerplanmäßige Professur der Universität Jena an und hielt u. a. die Vorlesungsreihe »Über philosophische Kunstlehre«. 1801 ließ er sich als Privatgelehrter in Berlin nieder. 1803 wurde die Ehe mit Caroline geschieden.

 

Caroline Schelling
Caroline Schelling
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Caroline Schelling
(geb. Michaelis, verw. Böhmer, gesch. Schlegel)
(1763–​1809)

Als Tochter eines Göttinger Gelehrten kam Caroline bereits früh mit Literatur in Berührung. 1784 wurde sie mit dem Arzt Franz Böhmer verheiratet und zog mit ihm nach Clausthal im Harz. 1785 kam ihre Tochter Auguste zur Welt. Bis 1788 bekam sie eine weitere Tochter und einen Sohn, die beide im Kleinkindalter verstarben. 1788 starb auch ihr Ehemann. 1792 zog Caroline nach Mainz und erlebte die »Mainzer Republik«. Sie unterstützte deren demokratisch-revolutionäre Ideen. Im Jahr 1793 wurde sie von einem französischen Leutnant schwanger. Als die Rückeroberung durch preußische Truppen drohte, verließ Caroline Mainz, wurde aber gefangen genommen und mehrere Monate wegen ihrer vermeintlichen Verbindung zu den Jakobinern inhaftiert. Wieder auf freiem Fuß brachte sie ihr viertes Kind, einen Sohn, zur Welt. Auch er starb mit nicht einmal zwei Jahren. 1796 heiratete sie August Wilhelm Schegel und zog mit ihm nach Jena, wo sie, als Mittelpunkt der »Romantiker-WG« in der Leutragasse 5, mit ihrem Mann u. a. Shakespeare übersetzte. 1803 wurde ihre Ehe geschieden und Caroline heiratete Friedrich Joseph Wilhelm Schelling.

 

Friedrich Schlegel
Friedrich Schlegel
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Friedrich Schlegel (1772–1829)

Wie sein älterer Bruder August Wilhelm in Hannover aufgewachsen, studierte Friedrich Schlegel ab 1791 in Göttingen, später in Leipzig Rechtswissenschaften und u. a. Philosophie, klassische Philologie und Geschichte. 1794 zog er nach Dresden, um als freier Schriftsteller zu arbeiten. Von dort folgte er 1796 seinem Bruder August Wilhelm nach Jena. 1797 lernte er den Theologen Friedrich Schleiermacher und den Autor Ludwig Tieck kennen, ebenso seine spätere Frau Dorothea Veit. Mit Novalis, den er seit Studientagen in Leipzig kannte, entwickelte er in der Zeitschrift »Athenaeum« die typisch romantische Kunstform des Fragments. Besondere Berühmtheit erlangte das 116. Athenaeums-Fragment, in dem Schlegel die Programmatik der romantischen Poesie als »progressive Universalpoesie« formulierte. Im Jahr 1800 habilitierte sich Schlegel an der Universität Jena und lehrte als Privatdozent. 1801 verließ er Jena und ging mit Ludwig Tieck zurück nach Dresden.

 

Dorothea Schlegel
Dorothea Schlegel
Bild: bpk / Nationalgalerie, SMB

Dorothea Schlegel
(geb. Mendelssohn, gesch. Veit)
(1763–​1839)

Die Tochter des jüdischen Aufklärers und Philosophen Moses Mendelssohn wuchs im geistigen Zentrum Berlins auf. In ihrem Elternhaus gingen Friedrich Nicolai, Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich Gottlieb Klopstock ein und aus. Dorothea heiratete 1783 den Bankier Simon Veit und gebar vier Söhne, von denen zwei überlebten. Ihren Salon, den sie mit ihrer Freundin, der Schriftstellerin Henriette Herz führte, besuchten u. a. die Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt, Ludwig Tieck und Friedrich Schleiermacher. 1797 lernte Dorothea dort auch den neun Jahre jüngeren Friedrich Schlegel kennen und wurde dessen Geliebte. Ein Jahr später verließ sie ihren Ehemann und folgte Schlegel nach Jena. 1799 wurde sie geschieden. 1804 trat sie zunächst zum Protestantismus über; 1808 konvertierte sie gemeinsam mit Friedrich Schlegel zum katholischen Glauben und heiratete ihn.

 

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
Foto: Jan-Peter Kasper (Universität Jena)

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
(1775–​1854)

Der Sohn einer schwäbischen Pastorenfamilie wurde 1790 mit einer Sondergenehmigung in das zur Universität Tübingen gehörende Evangelische Stift aufgenommen, wo er Theologie, Philosophie und Philologie studierte. Zeitweise waren Friedrich Hölderlin und Georg Friedrich Wilhelm Hegel seine Zimmergenossen. 1796 wechselte Schelling an die Universität Leipzig und studierte Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin. 1797 legte er seine »Ideen zu einer Philosophie der Natur« vor. Goethe war davon so beeindruckt, dass er Schelling den Weg zu einer Professur an der Universität Jena ebnete, die er 1798 antrat. In Jena stieß er zu den Frühromantikern um die Schlegel-Brüder und verkehrte regelmäßig in deren Haus in der Leutragasse. Hier lernte er Caroline Schlegel kennen, die er nach ihrer Scheidung von August Wilhelm Schlegel 1803 heiratete. Im selben Jahr nahm Schelling einen Ruf an die Universität Würzburg an.

 

Ludwig Tieck
Ludwig Tieck
Bild: Städtische Museen Jena

Ludwig Tieck
(1773–​1853)

Der Sohn eines Berliner Seilermeisters begeisterte sich früh für das Theater und schrieb bereits als 15-Jähriger erste eigene Dramen. Tieck studierte in Halle, Göttingen und Erlangen Geschichte, Philologie und Literatur. 1794 kehrte er nach Berlin zurück und trat in den Dienst des Verlegers und Aufklärers Friedrich Nicolai. 1797 erschienen seine »Volksmärchen, herausgegeben von Peter Leberecht«, in denen er alte Volkssagen und Märchen verarbeitete und seine Hinwendung zur Romantik offenbarte. 1797 lernte Tieck Friedrich Schlegel kennen und kam durch ihn in den Jenaer Kreis der Frühromantiker. Im Herbst 1799 zog er mit seiner Familie nach Jena und nahm auch am legendären »Romantikertreffen« bei den Schlegels teil. In Jena erschien seine zweite Sammlung erzählerischer und dramatischer Werke, die »Romantischen Dichtungen«. 1801 verließ Tieck Jena und zog mit Friedrich Schlegel nach Dresden.

 

Friedrich von Hardenberg (Novalis)
Friedrich von Hardenberg (Novalis)
Bild: Novalis-Museum Oberwiederstedt, Foto: Christoph Sandig

Friedrich von Hardenberg,
Novalis
(1772–​1801)

Georg Philipp Friedrich von Hardenberg entstammte einem alten Adelsgeschlecht. Geboren auf dem Familiengut in Oberwiederstedt im Mansfelder Land und aufgewachsen im thüringischen Schlöben, zog Hardenberg 1790 nach Jena, später nach Leipzig und Wittenberg, um Jura zu studieren. In dieser Zeit lernte er Friedrich Schiller und Friedrich Schlegel kennen. 1795 trat er in den sächsischen Staatsdienst ein und verlobte sich mit der erst 13-jährigen Sophie von Kühn. Ihr Tod 1797 traf ihn schwer. Hardenberg begann 1797 ein Studium an der Bergakademie Freiberg (u. a. Geognosie und Eisenhüttenwerkskunde, Chemie und Mathematik). 1798 erschienen seine »Blütenstaub«-Fragmente in der Zeitschrift »Athenaeum«, wofür er erstmals das Pseudonym Novalis nutzte. 1799 wurde er zum Salinenassessor in Weißenfels ernannt und schrieb an seinem Roman »Heinrich von Ofterdingen«, aus dem das Motiv der »blauen Blume« stammt. Dieser blieb jedoch unvollendet. Novalis starb 1801 mit 28 Jahren.