Was kommt morgen? Schon immer haben die Menschen danach gefragt, wie es wohl weiter geht und was ihnen selbst künftig bevorsteht. Seit der Zeit der Aufklärung war der Blick in die Zukunft zudem mit einem Fortschrittsversprechen verknüpft. Heute wird die Frage nach der Zukunft dagegen für immer mehr Menschen zur Sorge: Wie sieht angesichts des dramatisch voranschreitenden Klimawandels und schwindender Energie- und Rohstoffressourcen die Zukunft unserer Erde aus? Welche Lebensbedingungen werden künftige Generationen vorfinden?
Diesen Fragen gehen wir in unserem Schwerpunkt »Zukunft ohne Wachstum« in den vorliegenden LICHTGEDANKEN nach. Wir blicken auf die tiefgreifenden Veränderungen, die sich gerade überall auf der Welt, in nahezu allen Lebensbereichen vollziehen: in der Wirtschaft, in politischen und gesellschaftlichen Strukturen, in der Umwelt. Treibende Kraft dieser Umwälzungen ist eine ökonomisch-ökologische Krise, die die Soziologen Karina Becker und Klaus Dörre als »Zangenkrise« beschreiben. Demnach hat unsere bisherige Art zu wirtschaften und Waren sowie uns selbst rund um den Globus zu bewegen, die Erde an den Rand ihrer Belastungsgrenzen geführt. Weiteres Wirtschaftswachstum scheint nicht möglich, ohne die ökologische Katastrophe zu verschärfen. Umgekehrt erfordern Klimaschutz und der Erhalt der Artenvielfalt die Abkehr von bisherigen vor allem auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Wirtschafts- und Verkehrskonzepten.
In der Krise sehen viele Menschen auch unser politisches System. Politikverdrossenheit, Rechtspopulismus und demokratiefeindliche Einstellungen nehmen zu, gerade hier in Ostdeutschland, wie die Ergebnisse mehrerer Landtagswahlen der vergangenen Monate sowie der aktuelle Thüringen-Monitor zeigen. Was die demografische Situation im Osten Deutschlands - die wir auch in unserem Titelbild aufgreifen - damit zu tun hat, lesen Sie ab hier. Der Zeithistoriker Norbert Frei sucht zudem nach den Ursachen für den wachsenden Rechtspopulismus in der deutschen Nachkriegsgeschichte und spricht darüber im LICHTGEDANKEN-Interview.
Darüber hinaus hat unser Magazin aber auch - ganz buchstäblich - Pflänzchen der Hoffnung zu bieten. Wie in der LICHTGEDANKEN-Reportage mitzuerleben ist, regt sich auf den vormals toten Halden eines Uranbergwerks inzwischen neues Leben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unserer Universität helfen dort der Natur mit mikrobieller Unterstützung wieder auf die Beine.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre unseres Forschungsmagazins und freue mich über Feedback, Anregungen oder Kritik. Sie erreichen das Redaktionsteam unter:
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Ute Schönfelder
Jena, im Januar 2020